Trumer Wochenende

18. Juli 2016

Dreimal habe ich nun schon beim Trumer Triathlon teilgenommen, und noch jedes Jahr war es eine einzige Hitzeschlacht! Mehr als 35°C standen letztes Jahr auf dem Thermometer, was nicht nur den Asphalt zum Glühen brachte. Doch heuer sollte alles anders kommen:

Schon seit Tagen verfolgte ich die Wetterprognosen, und sie wurden leider von Tag zu Tag schlechter. Hatte der Obertrumer See Anfang der Woche noch 25°C, standen am Freitag gerade noch 18°C zu Buche. Ich hatte mich schon auf Neo-Verbot gefreut, doch mittlerweile war auch die Lufttemperatur so frisch, daß ich froh war, die Gummi-Haut überstreifen zu dürfen.

So machte ich mich am Freitag auf zum See, denn als erster Bewerb des Wochenendes stand das Seecrossing am Programm. Start war im Strandbad in Seeham, von wo aus die 3-Kilometer-Strecke hinüber nach Obertrum in Angriff genommen wurde. Ich war eine von 7 tapferen Mattigtalern, die – mittlerweile bei Regen – den Sprung ins Wasser wagten.

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Nachdem ich letztes Jahr schon einmal mit dabei war und in einer Zeit von 1:03:19 in Obertrum anschlagen konnte, war das Ziel für heuer natürlich klar: eine Zeit unter einer Stunde mußte her! So ging ich das Rennen gleich sehr beherzt an, um schnell einen guten Rhythmus (und ev. auch einen guten Wasserschatten) zu finden. Ich fühlte mich eigentlich von Anfang an sehr gut, obwohl ich in der Mitte des Rennens einen kurzen Hänger hatte. Doch sobald man die blauen Fahnen des Schwimmausstiegs in Obertrum erkennen konnte, war die Motivation wieder da! Ich gab nochmal alles und konnte schließlich in einer Zeit von 57:28 mein Rennen beenden! Auch die übrigen Mattigtaler hatten tolle Zeiten zu Buche stehen, womit ein erfolgreicher Wochenend-Auftakt geglückt war.

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Danach war Family-Time angesagt! Denn so wie letztes Jahr war auch heuer wieder mein Bruder mit Familie aus Vorarlberg angereist, um eine wahre Triathlon-Party steigen zu lassen. Gleich am nächsten Morgen in der Früh war mein kleiner Neffe Theo an der Reihe, der den Kids-Triathlon bestritt und die erste Familien-Medaille mit nach Hause brachte. Am Nachmittag kam dann sogar die Sonne heraus, und so konnten wir es richtig genießen, meine Schwägerin und einige Vereinskollegen beim Fun-Triathlon anzufeuern! Die Stimmung war bombastisch, und meine Vorfreude wurde immer größer…!

Sonntag Morgen, 6:00 Uhr, der 1. Blick aus dem Fenster: Regen… Oh – wie schade! Schnell machten mein Bruder und ich uns noch daran, Ärmlinge, Beinlinge, Regenjacken und Überschuhe einzupacken – denn ich wußte schon aus Transvorarlberg-Erfahrung, daß Leistung abliefern bei Nässe und Kälte für mich sehr schwierig ist. Trotzdem bestiegen wir voller Vorfreude (und zur Sicherheit bereits in den Neo eingepackt) das Auto und machten uns auf den Weg nach Obertrum. Trotz Neo mußte ich mich aber ständig bewegen, um bei 13°C nicht auszukühlen, ich tänzelte in der Wechselzone herum und begab mich dann schlußendlich zum Schwimmstart. Ich war etwas neidisch auf meinen Bruder, der als Kurzdistanz-Athlet nicht sehr lange auf seinen Start warten mußte. Ich war ja für die Mitteldistanz angemeldet und hatte meine Startzeit dann erst eine halbe Stunde später. Doch erstaunlicherweise verging die Zeit relativ rasch, bis dann schließlich um kurz nach 09:00 Uhr auch für mich der Startschuss fiel.

Die ersten Züge klappten wunderbar, doch dann erhielt ich leider einen Schlag und verschluckte mich vor lauter Schreck so unglücklich, daß ich kurz keine Luft mehr bekam. Nach ein paar Sekunden hatte ich mich aber Gott-sei-Dank wieder erholt und konnte weiter schwimmen. Ab jetzt lief eigentlich alles glatt – ich fand einen super Rhythmus, hatte keine Probleme mit der Orientierung und fühlte mich im Wasser einfach wohl. Keine Spur von Kälte oder Stress – ich war endlich im Wettkampf angekommen.

Vorgenommen hatte ich mir ja viel: meine Gesamt-Zeit des letzten Jahres lag bei 6:20:19, die ich so nicht stehen lassen wollte. Ich spekulierte mit dem Gedanken, die Sub-6 heuer anzuvisieren und zumindest in 5:59:59 Stunden zu finishen. Dafür plante ich ein, die 1900m in 38 Minuten zu schwimmen, die schwere 90km Bike-Strecke in 3:10 Stunden zu radeln und den Halbmarathon (erstmals in einem Triathlon) unter 2 Stunden zu laufen. Mit ca. 10 Minuten Wechselzeiten sollten sich also die Sub-6 ausgehen.

Yeah – und da stand nach dem Schwimmen gleich eine Zeit von 36:54 Minuten auf der Uhr! Mega! Ich war voll im Plan. Jetzt schnell zur Wechselzone, rein in die Socken, Schuhe, Regenjacke und Handschuhe und ab auf die Radstrecke! Mein gefürchtetster Part hat begonnen!

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Schon nach den ersten Kilometern waren meine Schuhe klatsch-nass, denn die Regen-nasse Fahrbahn spritzte gewaltig, auch wenn es von oben mal trocken war. Doch ich ließ mich davon nicht aus der Ruhe bringen und schickte die Wärme, die sich unter meiner Regenjacke breit machte, einfach gedanklich in Richtung Füße – was Wirkung zeigte. Ich bemühte mich, in den Hügeln Druck zu geben, aber auch nicht zu überpacen, denn ich war ja erst auf der ersten von insgesamt 3 Bike-Runden. Ich blickte immer wieder auf die Uhr und merkte, daß ich die erste Runde wohl nicht in den geplanten 63 Minuten beenden könnte. 66 Minuten waren es schließlich, weshalb ich also zulegen mußte. Ich gab – vor allem auf den Abfahrten und den Geraden – alles, um nicht weiter zu verlieren und vielleicht sogar noch etwas aufzuholen, doch auch die zweite Runde war erst nach 66 Minuten beendet. So – nur noch 1 Mal! Jetzt hieß es also, Zähne zusammenbeißen und aus den Oberschenkeln heraus zu holen, was möglich ist! Im Wiegetritt bezwang ich dann noch die letzten Wellen vor Obertrum, bis es dann nach 3:17:10 wieder in die Wechselzone ging.

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Puh – 7 Minuten zu langsam. Das konnte ich auf der Laufstrecke niemals aufholen… Innerlich hatte ich also mit meinem Sub-6-Plan schon abgeschlossen. Doch ich hatte Spaß, nun auf die Laufstrecke zu dürfen, und machte mir keinen großen Druck mehr, ein bestimmtes Ziel erreichen zu MÜSSEN. Ich beschloss, einfach zu laufen, was möglich ist und mich auf die vielen Verwandten, Bekannten und Freunde an der Laufstrecke zu freuen. Und so machte ich mich auf den Halbmarathon, der in 4 Runden durch Obertrum führte und immer wieder an Mega-Hotspots vorbei führte: an erster Stelle ist da die Fanzone des Triathlon Mattigtal zu nennen, wo gefühlt dutzende Vereinskollegen – bewaffnet mit Megaphon und Ratschen – standen und uns unermüdlich anfeuerten. Jede Runde freute ich mich auf diese Stelle, die mir jedesmal einen riesen Smile ins Gesicht zauberte. Genauso lustig war’s natürlich auch direkt im Ortskern von Obertrum, wo sowieso Party herrschte und meine Familie Spalier stand! Nach der dritten Runde schrien sie mir zu, daß es sich mit meiner Zielzeit womöglich noch ausgehen könnte und ich Vollgas geben sollte. Ich konnte es zwar kaum glauben und traute mich nicht einmal mehr, auf die Uhr zu sehen. Aber ich beschloss, einfach alles aus mir heraus zu holen, was noch da war. Kurz vor der letzten Steigung hinauf zur Kapelle bekam ich dann noch Gesellschaft von meiner Vereinskollegin Susi, die mich einholte und schlussendlich gemeinsam mit mir in Richtung Ziel lief. Müde und glücklich, mit ihr überhaupt die letzten Kilometer Schritt halten zu können, erreichte ich den letzten Korridor und überquerte schließlich Hand in Hand mit Susi die Ziellinie.

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Doch hatte es nun gereicht? Im ersten Moment war ich einfach nur glücklich, im Ziel zu sein und vor allem den Halbmarathon in 1:58:37 gefinished zu haben. Der Rest war mir egal.

Als ich dann aber erfahren habe, daß es gerade einmal um 1,5 Sekunden nicht gereicht hat und meine Gesamt-Zeit genau 6:00:01,5 beträgt, war ich kurz schockiert. Ein kurzer Zielsprint, vielleicht der Verschlucker im Wasser oder eine kleine Gehpause bei der Labestelle – überall wären sicher 1,5 Sekunden zu finden gewesen. Aber es hat einfach nicht sollen sein. Vielleicht hätte ich die letzten Kilometer auch tatsächlich mehr auf die Uhr sehen und keine Angst vor dem Zeitdruck haben sollen, vielleicht, vielleicht, vielleicht…

Jetzt bin ich jedenfalls um viele Erfahrungen reicher und auch dankbar, daß das Rennen trotzdem so gut verlaufen ist! Ich weiß, ich hätte es sicher drauf, auch noch diese 2 Sekunden wett zu machen, und werde hoffentlich auch noch oft die Gelegenheit haben, das zu zeigen. Doch ehrlich gesagt, war ein Zieleinlauf Hand in Hand mit Susi mindestens genauso schön und motiviert mich ganz besonders für unsere nächsten großen Aufgaben! Ich freue mich voll, in einem so engagierten und begeisterten Verein Mitglied zu sein und hoffe, noch viele so tolle Wochenenden gemeinsam mit den Mattigtalern erleben zu dürfen.

Susi, Klagenfurt kann jedenfalls kommen! Ich freu mich drauf! Yeah!

 

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