Vorarlberg-„Urlaub“

21. August 2015

Anfang des Monats hatten wir eine Woche Urlaub und wollten diesen nicht nur gemütlich mit Hochzeits- und Geburtstagsfeiern in Italien und Vorarlberg verbringen, sondern neben diesen Genussprojekten auch 2 ganz besondere Herausforderungen verwirklichen, die uns schon lange am Herzen liegen: die Besteigung der Zimba, also des „Matterhorns Vorarlbergs“, sowie eine Umrundung Vorarlbergs von Bregenz über den Hochtannberg nach Bludenz und über das Rheintal wieder retour…

Es war Dienstag, 4:30 Uhr in der Früh, als der Wecker klingelte und uns zu unserem ersten Abenteuer, der Zimba-Besteigung, rief. Wir packten also unsere Mountainbikes in den Bus und schlichen uns leise aus dem Haus, um niemanden zu wecken. Und so tuckerten wir langsam los in Richtung Montafon und Vandans, wo unsere Tour am Eingang des Rellstales startete. Voller Vorfreude schnappten wir uns unsere Rucksäcke, vollgepackt mit Klettersachen, Verpflegung und Wechselwäsche, und schwangen uns auf unsere treuen Bikes, die uns die ersten Kilometer entlang des Rellsbaches erleichtern sollten (bzw. dann vor allem den Rückweg…!). Die Betonung liegt auf „sollten“…, denn wir bemerkten schnell, daß der Forstweg ganz schön steil und das Treten mit schwerem Gepäck auch ziemlich anstrengend war. Zudem hatten wir auch ein bißchen ein schlechtes Gewissen, da plötzlich ein Fahrrad-Fahrverbotsschild kam, das wir aber aufgrund der frühen Uhrzeit beschlossen zu ignorieren. ‚Um 6:00 Uhr in der Früh können wir sicher keine Wanderer stören oder Zubringer zu den Hütten behindern…‘, dachten wir uns. Daß das Fahrverbot allerdings aufgrund einer Großbaustelle beim Pumpspeicherkraftwerk erlassen wurde, bemerkten wir erst später, als ab halb 7 die Kolonnen der Baufahrzeuge an uns vorbei rauschten…

Nun gut, wir haben immer brav Platz gemacht und hoffentlich auch niemanden verärgert, und so kamen wir nach 2 Stunden anstrengendem Treten und Kurbeln zum Punkt, an dem wir nicht mehr weiter konnten. Die Forststraße wurde immer schmaler und steiler, und so schoben wir unsere Bikes kurz unterhalb der Heinrich-Hueter-Hütte ins Gebüsch, wo wir sie bis zur Rückkehr vom Gipfel liegen ließen und von nun an zu Fuss weiter mussten. Der Weg war sehr angenehm zu gehen und führte über ein kleines Plateau und durch Latschenkiefer bis an die Flanke der Zimba.

Nach einigen steileren Serpentinen über den grasdurchsetzten Schotterhang kamen wir dann schließlich zum Zimba-Joch und wenig später zum Klettereinstieg am Westgrat. Die Kletterei war mit Schwierigkeit III sehr einfach, doch haben wir uns nicht sehr leicht getan, die Route auch immer gleich richtig zu erkennen. Meist waren die Standplätze etwas versteckt, und auch Haken konnte man nicht immer gleich ausmachen… Doch nach insgesamt 6 Stunden erreichten wir ziemlich genau zu Mittag den Gipfel und genossen den Rundumblick ins Montafon und den Walgau.

Da es schon etwas nach Gewitter aussah, hielten wir uns nicht sehr lange am Gipfel auf und machten uns fertig für 6 lustige Abseil-Längen, für die wir aber fast gleich lang brauchten wie für den Aufstieg. Denn auch diesmal konnten wir die Standhaken nur schwer ausfindig machen… 🙂

     

 

 

 

 

 

 

Das beste aber von der ganzen Tour war sicher das alkofreie Weizen in der Heinrich-Hueter-Hütte, das wir uns nach dem ermüdenden Rückweg durch die Latschen wirklich verdient hatten und das nur so weg zischte! Wenige Gehminuten von der Hütte entfernt erreichten wir dann auch schon unsere Bikes, die uns – glücklich über die Marscherleichterung – zügig ins Tal brachten. Und hinter uns lag eine tolle Gipfelbesteigung, die man als Vorarlberger, auch wenn man nicht mehr dort lebt, einfach mal gemacht haben muss, und auf die wir mit Stolz zurück blicken.

Doch damit nicht genug!

Gleich am nächsten Tag stand unsere Vorarlberg-Umrundung am Plan! Da der Weg bis zum Hochtannberg ja exakt der Radstrecke des Transvorarlberg entspricht, wollte ich diese Route sowieso einmal Probe fahren, um zu wissen, was am 05.09. so auf mich zu kommt…! Und so machten wir uns – diesmal zu viert – auf den Weg, wobei Clemens und ich im Vorderwald von meinem Bruder und seiner Frau begleitet wurden. Wir genossen die Landschaft, plauderten gemütlich dahin, hatten sehr viel Spaß und trennten uns dann schließlich in Müselbach – die einen kurbelten wieder in Richtung Bodensee, und wir weiter in Richtung Hochtannberg.

     

 

 

 

 

 

 

Je näher wir diesem Pass kamen, desto mehr wuchs mein Respekt. Und so tankten wir in Schoppernau das letzte Mal unsere Wasserflaschen voll, bevor wir uns – jeder für sich – an die Besteigung bzw. „Erfahrung“ des Berges machten. Ich wählte ein gemächliches Tempo, um nicht gleich alle Körner zu verschießen, und hatte riesig Spaß, als ich bald Schröcken erreichte. ‚Von dort kann man schon die große Panoramakurve sehen, jetzt habe ich es bald geschafft‘, dachte ich mir. Doch der Schein trügte. Serpentine um Serpentine zieht es weiter nach oben, an Nesslegg vorbei, bis dann doch endlich der heiß ersehnte Pass sichtbar wird. Clemens hatte schon auf mich gewartet und watete durch einen kühlen Bach, um die müden Muskeln zu erfrischen. Doch wir fuhren gleich weiter und gönnten uns dann erst in Warth eine kleine Pause – ganz stilvoll bei Topfenstrudel und alkofreiem Weißbier!

     

 

 

 

 

 

 

Yes – von nun an gehts bergab! …dachten wir uns! Doch weit gefehlt! Denn Zürs hatte noch eine kleine Überraschung für uns parat! Von Lech bis nach Zürs zog es leicht aber kontinuierlich weiter hinauf, und so sammelten wir weiter Höhenmeter, bis wir schlussendlich den Flexenpass erreichten.

Mit Schwung und erleichtert über die Erholung schossen wir dann nach Langen hinunter, auch wenn uns der ein oder andere Tunnel etwas Respekt einflösste und der Verkehrslärm in unseren Ohren dröhnte. Doch bald erreichten wir wieder flacheres Gelände und näherten uns den Ortschaften des Montafons folgend immer weiter Bludenz, von wo uns dann ein Radweg in Richtung Satteins brachte.

Noch einmal bergauf – über den Schwarzen See in Richtung Rankweil – dann hatten wir das flache Rheintal erreicht! Ich muß zugeben, langsam nahm auch meine Motivation etwas ab – ich merkte, daß ich mir schon heimlich einen Motor unter meinem Tretlager herbei sehnte und Kilometer zählte, bis wir endlich in Lustenau waren. Jetzt nur noch dem Rheindamm entlang (der eeeeeelends-lang sein kann, wenn man keinen Bock mehr hat…!) – dann sind wir wieder in Hard, dem Ausgangspunkt unserer Tour! Und so erreichten wir dann auch in 10 Stunden und 180km später den Rätikonweg und die heiß ersehnte Dusche!

Es war einfach ein unglaublicher Tag, eine tolle Erfahrung und vor allem eine Bestätigung, daß am 05.09. wohl hoffentlich nichts schief gehen wird! Vielen Dank nochmal an Philipp und Christine für die nette Begleitung, aber vor allem für die tolle Umsorgung, Verpflegung und Nächtigung die ganze Woche über! Es war wieder einmal genial!

Bis bald und dickes Bussi,

Eure Angelika.

 

1 Kommentar

Hinterlassen Sie ein Kommentar für