Allgäu Swimrun

10. Oktober 2017

Wenn euch zufällig irgendwo Läufer im Neopren mit Badekappen und Schwimmbrillen am Kopf begegnen, dann sind das mit ziemlicher Sicherheit keine Marsmännchen oder verirrten Triathleten, sondern sogenannte Swimrunner, deren Anzahl stetig wächst und die daher auch um unsere heimischen Seen und Wälder herum vermehrt anzutreffen sind!

Auch ich wollte heuer einmal unbedingt dazu gehören und so einen Wettkampf ausprobieren. Die Idee dazu wurde bereits beim Ironman in Klagenfurt geboren, wo ich am Sailfish-Stand einen speziellen Swimrun-Neo (den man auch vorne öffnen kann!) gesehen und dann nach meinem tollen Finish von Clemens geschenkt bekommen habe. Die Ausrüstung war also – nachdem ich auch Gurte und Pullboy bestellt hatte – schnell beisammen, doch was noch fehlte, war ein Partner! Und diese Suche sollte sich als gar nicht so einfach heraus stellen…

Eigentlich wäre ich gerne in einem Mädels-Team gestartet, denn das Niveau bei den Mixed-Teams ist unvergleichlich höher. Doch alle potenziellen Kandidatinnen waren entweder schon in der Offseason, beruflich verhindert oder nicht ganz fit, um sich der Herausforderung zu stellen. Und so hakte ich diesen Gedanken bald ab, sattelte um auf „Männersuche“ und beschloss, nicht an eine Platzierung zu denken, sondern einfach mal Erfahrung zu sammeln. Und so fand ich in Martin auch gleich einen super motivierten Mitstreiter, der bereit war, das Abendteuer mit mir anzugehen!

Da wir in unterschiedlichen Bundesländern wohnen und uns nur vom Tri-Opening beim Mohrenwirt kennen. konnten wir leider nie gemeinsam üben, sondern trafen am Vortag des Rennens erstmals aufeinander, um die Ausrüstung zu checken und einen ersten kleinen Test am Rottachsee zu absolvieren. Das Wasser war schon sehr „erfrischend“, aber im Prinzip verlief alles nach Plan, und einem tollen Rennen konnte eigentlich nichts mehr im Wege stehen.

Samstag, 07.10.2017, 10:00 Uhr: In unseren Neos, Badekappen, Schwimmbrillen und Trailschuhen standen wir am Start und konnten unser Glück gar nicht fassen, daß immer mehr die Sonne zum Vorschein kam und uns wärmte! Und da war er auch schon: der Startschuss! Auf geht’s, hinein ins Abenteuer und einfach genießen, was da alles auf uns zukommt! So machten wir uns auf den Weg, knapp 28 Kilometer mehrmals abwechselnd mit Trailrunning (24 km) und Schwimmen (3,5 km), zu bewältigen und die tolle Kulisse im Allgäu zu bewundern.

Doch…

Nach anfänglich wunderschönen Trails durch die Wälder von Oy-Mittelberg machte sich bei Martin eine alte Verletzung in der Wade, an der er schon länger herum laboriert, bemerkbar und sollte uns schlussendlich das Rennen kosten. Vor allem das kalte Wasser bei den langen Seequerungen führte dazu, daß die Wade komplett blockierte und wir zeitweise nur noch gehen konnten. Damit konnte sich Martin auch nicht mehr erwärmen, und jeder Wassergang wurde zur Qual für ihn. Über 25 Kilometer (von knapp 28) hat er gekämpft, doch dann mussten wir einsehen, daß es ein zu hohes gesundheitliches Risiko wäre, auch noch das letzte Schwimmen durchzuziehen und zu versuchen, das Rennen zu beenden. Wir sind schweren Herzens ausgestiegen und wurden die letzten Meter mit dem Auto ins Ziel gebracht.

Es ist schwer zu erklären, wie sich sowas anfühlt, vor allem weil man so zerrissen ist in der Sorge um den Teamkollegen und der Hoffnung, es vielleicht doch noch zu schaffen. Aber meine Angst, es könnte ihm etwas passieren (vor allem beim Schwimmen), war dann doch so groß, daß es sicher besser war, die Entscheidung so getroffen zu haben. Für uns ist es ja sowieso nie um ein Ergebnis gegangen, sondern darum, dabei zu sein und Erfahrungen zu sammeln. Und vor allem gesund im Ziel anzukommen!

Ein Ergebnis haben wir somit keines und auch um den Grappa, den es als Belohnung im Ziel gegeben hätte, sind wir umgefallen, doch mitgenommen habe ich trotzdem sehr viel: ich habe gemerkt, wie viel Spaß der noch so junge (und boomende) Sport machen kann, wie relaxed und easy die Atmosphäre zwischen den Athleten ist, wie sich alle helfen und gemeinsam an einem Strang ziehen. Ich weiß jetzt auch, dass mir, obwohl ich normal eher kälteempfindlich bin, nicht einmal 9 Grad kaltes Wasser etwas anhaben kann, und daß mein Kopf wohl noch für viele Herausforderungen, mögen sie auch noch so hart sein, offen ist. Diesmal sollte es halt nicht sein, aber ich bin mir sicher, das war nicht mein letztes Antreten bei einem Swimrun-Bewerb!

Bis bald, Eure

Angelika.

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