Ein lang gehegter Wunsch…

15. August 2018

…ließ sich endlich realisieren: nach 2014 wieder einmal einen Stoneman zu finishen!

Nach vielen Trainings am Renn- und Zeitfahrrad stand der Juli im Zeichen von Regeneration und Alternativtraining, sodass auch Zeit blieb, mal auf das Mountainbike umzusteigen! Und da Mitte des Monats der mittlerweile 4. Stoneman, nämlich der Stoneman Taurista, eröffnet wurde, lag es nahe, diesen spontan gleich auszuprobieren!

Doch wisst ihr auch, worum es sich bei einem Stoneman eigentlich handelt?

Roland Stauder, ein Ex-Mountainbike-Profi, entwickelte die Idee, eine Mountainbike-Tour durch die Dolomiten zu kreieren, die anspruchsvoll sein sollte, aber doch für jedermann bewältigbar. Die Befahrung der Strecke sollte keinen Renncharakter bekommen, aber trotzdem für jeden Fahrer eine Herausforderung darstellen. Und so markierte er eine Tour mit ca. 120 Kilometern und 4.500 Höhenmetern durch die Dolomiten, die für Profis in 1 Tag, für ambitionierte Biker in 2 Tagen und für die gemütliche Freundestour in 3 Tagen machbar ist. Je nachdem, erhalten die Finisher dann eine Trophäe mit einem goldenen, einem silbernen oder einem bronzenen Stein. Und für jedes weitere Finish können zusätzliche Steine darauf gebaut werden, bis ein für die Dolomiten so charakteristisches „Stoanamandl“ entsteht. Seit der Realisierung der Idee sind nun schon ein paar Jahre vergangen und weitere Strecken entwickelt worden: nämlich der Stoneman Miriquidi im Erzgebirge, der Glaciara in der Schweiz und eben der Taurista bei uns in den Tauern.

Gesagt – getan! Am Samstag morgen früh ging es also los in Richtung Flachau, um bei einer der Partner-Einrichtungen das Starterpaket mit Karte, Streckenpass und einigen Goodies abzuholen. Ich kannte das Prozedere ja schon von meiner Befahrung in den Dolomiten 2014, registrierte mich also und machte mich dann kurz nach 8 Uhr morgens auf die Strecke, die ich in 2 Tagen, also als Silber-Finisher, bewältigen wollte!

Los ging es von Flachau hinauf auf’s Grießenkar, was sich auch gleich als knackiger Einstieg in die Tour präsentierte. Auf Asphalt, aber zügig steil bergan, ging es über die ersten Kilometer, bis der Weg in eine Forststraße mündete. Gott-sei-Dank war es nicht sehr warm und sogar etwas neblig, was diesen ersten Anstieg gleich erleichterte. Nach ca. 900 Höhenmetern war es geschafft, und ich erreichte den 1. von 8 Checkpoints, an denen ich meinen Streckenpass lochen mußte.

Auf den nächsten Teilabschnitt hatte ich mich besonders gefreut: den Downhill über die „Hard Rock“-Strecke des Bikepark Wagrain! Doch obwohl ich mit meinem schweren Enduro-Bike unterwegs war, das schon Downhill-erprobt ist, war ich doch überrascht, wie viele schwarze Teilabschnitte mit verblocktem Untergrund und Wurzelteppichen zu absolvieren waren. Da ich keine Protektoren dabei hatte und auch nichts riskieren wollte, muss ich ehrlich zugeben, habe ich 2 kurze Passagen tatsächlich geschoben… 😉

Weiter gings dann wieder berghoch in Richtung Edelweiß-Alm zum 2. Checkpoint und von dort gemütlich über einen Schotterweg hinunter ins Moadörfl. Vorbei am Schloss Höch folgte ich dem Ennsradweg bis nach Altenmarkt, bevor es wieder den Schwemmberg bzw. Bürgerberg nach oben ging.

 

 

 

 

 

 

Zuerst auf Asphalt, dann auf einer moderat steigenden Forststraße und schließlich über einen schönen, etwas moorigen Trail am Hügelrücken näherte ich mich der Schlüsselstelle des Tages: einer konditionsfordernden, sehr steilen und langen Schiebepassage auf den Rossbrand! Glücklicherweise gab es sehr viele Heidelbeeren am Wegesrand, was mich quasi zu kleinen Stärkungspausen zwang…! 🙂

Oben am Rossbrand angelangt, genoss ich kurz das tolle Panorama, lochte wiederum meinen Streckenpass und machte mich dann über einen flowigen Trail auf zum letzten Abschnitt des Tages: zum Mandlberggut, einer bekannten Schnaps- und Whiskeybrennerei! Der Weg hinunter nach Mandling war dann nicht mehr weit und somit auch nicht die Aussicht auf Entspannung in meiner Unterkunft im Pichlmayrgut!

Doch dort angekommen, traf mich zuerst ein kurzer Schockmoment, da ich angeblich für die falsche Nacht, nämlich die vorhergehende, reserviert hatte. Gott-sei-Dank gab es aber auch für diese Nacht noch ein Zimmer, und ich konnte umbuchen! Die Belohnung folgte dann sofort: Kuchenbuffet mit Topfenstrudel und Kakao, eine heiße Dusche mit Saunagang und ein geniales 6-gängiges Abendmenü mit alkofreiem Weißbier! Was für ein Luxus!

Am nächsten Morgen weckten mich die ersten Sonnenstrahlen, und so stand ich sofort zur ersten Möglichkeit beim Frühstück und kurz darauf bei meinem Rad! Auf nach Forstau, hieß der Plan!

Über einen recht steilen Schotterweg führte mich die Route von Mandling hinauf zur Brandscharte und wieder kurz bergab zum mittlerweile schon 5. Checkpoint in Forstau. Der Asphalt- und später der Forststraße folgend näherte ich mich langsam einem Talschluss, in dem wunderschön die stark frequentierte Vögeialm liegt. Zwei Mädels, auf die ich schon in Forstau gestoßen war, machten noch ein Foto von mir, bevor ich mich auf den härtesten Teil des Tages gefasst machte: den Aufstieg zur Oberhütte!

 

 

 

 

 

 

Leider war es tatsächlich ein „Aufstieg“, denn die Schotterstraße war entweder so steil oder so ausgewaschen, daß ich leider nicht sehr viel fahren konnte und den Großteil dieses Teilstückes schieben musste. Aber so ging es anscheinend auch den meisten anderen, die an diesem Tag mit mir (und mit großteils deutlich leichteren Hardtails) unterwegs waren – ich war also nicht allein! Erst kurz vor der Oberhütte flachte das Gelände wieder etwas ab, und ich konnte zumindest die Ankunft bei der Hütte pedalierend feiern!

Nach einem alkofreien Weißbier und einer kurzen Pause machte ich mich wieder auf den Weg, die letzten paar Höhenmeter vor dem Tauernpass zu bezwingen und mich dann in eine hoffentlich tolle Abfahrt zu schwingen. Doch weit gefehlt! Diese letzte Passage hinauf auf den Pass raubte mir fast den letzten Nerv: über einen sehr steilen und unfahrbaren, verblockten Alpinpfad führte der Weg zur Seekarscharte, die stark frequentiert war – sowohl von Wanderern, als auch von schnaubenden und ihr Bike tragenden Leidensgenossen und Stoneman-Aspiranten! Doch irgendwann war auch diese Königsetappe geschafft, und ich konnte mich glücklich in Richtung Obertauern nach unten bewegen.

Es gab zwar auch hier einige schwierige und anspruchsvolle Trails, die ich nicht alle fahren konnte, aber die Erleichterung über das Geschaffte war trotzdem riesengroß! Und so erreichte ich dann bald Obertauern und näherte mich über schöne Almwege dem nächsten Checkpoint: dem beeindruckenden Johannes-Wasserfall!

Durch das malerische Almgebiet der Gnadenalmen ging es dann der Tauernstraße folgend am Taurach-Radweg entlang in Richtung Radstadt und von dort durch einen Golfplatz hindurch nach Altenmarkt. Mittlerweile war es schon sehr heiß geworden, und meine Getränkeverpflegung neigte sich dem Ende zu. Es war also an der Zeit, sich schnell über die Auffahrt zum Feuersang und einen Schotterweg bis zum letzten Checkpoint der Tour zu bewegen: nämlich dem Berggasthof Sattelbauer!

Wäre es nicht das Ende einer langen Tour gewesen, wäre diese Auffahrt sicher leichter zu bewältigen gewesen. Denn der Forstweg war nicht allzu steil, aber doch immer wieder voll der Sonne ausgesetzt, und so forderte er noch einmal all meine Energie, die ich noch zur Verfügung hatte.  Als ich endlich die Almwiese beim Sattelbauer erreichte, konnte ich mir ein großes Grinsen nicht mehr verkneifen! Denn jetzt gab es zur Belohnung ein weiteres alkofreies Weißbier, um meinen Flüssigkeitsmangel wieder aufzufüllen, und gleich danach nur noch eine kurze Abfahrt hinunter nach Flachau! Dann war das Abenteuer Stoneman Taurista geschafft!

Ich konnte es kaum glauben! Alle Checkpoints waren erledigt, mein Streckenpass perfekt gelocht, und ich durfte mir nun meine 2. Stoneman-Trophäe in silber abholen! Was für ein Wochenende! Im Tourismusbüro Flachau wurde ich wie ein Sieger empfangen, erhielt meinen Stein und ein kühles Redbull und wurde zur Erinnerung noch vor der Stoneman-Wall-of-Fame fotografiert! Und eines stand ganz nebenbei auch sofort wieder fest: den Miriquidi und den Glaciara werde ich ganz sicher auch noch bald erledigen!

Also bis bald, auf den Trails (oder doch mit dem Rennrad auf der Straße?!),

eure Angelika.

 

 

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