Travel the world with Ironman…

7. Oktober 2018

Was wir in Wanaka (Neuseeland) und Gdynia (Polen) begonnen hatten, wollten wir auch 2018 fortsetzen, nämlich eine Ironman-Reise – verbunden mit einem kleinen Urlaub – in ein Land, in dem wir noch nie waren. Und so fiel heuer die Wahl auf Lanzarote, die Vulkaninsel der Kanaren.

Viel wurde uns vorgeschwärmt von schwarzer Vulkanlandschaft, weißen Dörfern und blauem Meer, meist gepaart mit einer steifen Brise Wind… Wie wird es hier sein, einen Wettkampf zu bestreiten? Könnte ich mit dem Wind umgehen? Und wäre ich mit den Sommertemperaturen – nach den letzten herbstlichen Tagen in Österreich – noch vertraut? Eine spannende Ausgangssituation, die sich mir dar bot…

Doch eine erste große Angst wurde mir gleich nach unserer Ankunft genommen: mein Airstreeem-Bike hatte den Transport im Fahrradkoffer (fast) unbeschadet überstanden! Was für ein Glück auch noch dazu, daß sich gleich in unserer Nähe eine Shimano-Service-Station befand, bei der ich die Schaltung nochmal feinjustieren lassen konnte – und somit war alles geritzt! Wir nutzten die ersten Tage, uns zu akklimatisieren und die Insel etwas kennen zu lernen. Und jede Stunde, die wir länger auf der Insel verbrachten, nahm sie uns mehr in ihren Bann…!

Am Donnerstag war es dann soweit: das erste Mal nach La Santa, um die Startunterlagen abzuholen! Wir wollten auch nicht allzu lange dort bleiben, um nicht schon zu früh die Aufregung des Wettkampfes zu verspüren, doch dazu kam es schließlich gar nicht. Denn außer ein paar Beachflags und Wegweisern zeugte auf der ganzen Anlage noch nichts davon, daß hier bald ein Ironman stattfinden sollte. Keine riesen Ironman-Trucks, keine Dauerbeschallung durch Musik oder Stadionsprecher, wie wir das sonst so gewohnt waren, nicht einmal viele potentielle Triathleten kamen uns im Club La Santa unter. Wir schienen hier neben all den anderen Sportlern also eher Underdogs zu sein. So suchten wir schlußendlich das (Mini-)Race-Büro zur Registrierung auf und drehten noch eine Runde auf der Anlage, um alle wichtigen „Points of Interest“ wie Start-Areal, Schwimmausstieg und Weg zur Wechselzone kennen zu lernen. Fast etwas enttäuscht, aber dann doch wieder happy über die relaxte Gelassenheit machten wir uns auf den Weg nach Hause.

Am nächsten Tag stand Race-Briefing und Bike-Check-In am Programm, was wir ebenfalls in aller Gemütlichkeit am Nachmittag erledigten. Wir hatten sogar noch etwas Zeit, am Pool zu relaxen, bevor dann am Abend im Restaurant Atlantico zur Pasta-Party geladen wurde. Normalerweise sind wir beide nicht unbedingt Freunde solcher Veranstaltungen, da man meist in umliegenden Lokalen besser isst als bei diesen Massen-Verköstigungen einer Großveranstaltung, doch eines gleich vorweg: eine so luxuriöse Pasta-Party wie im La Santa habe ich noch nie erlebt! Angefangen von Antipasti, über ein riesen Salat- und Nudelbuffet bis hin zu Rinderfilet-Scheiben, Fischgerichten und einem reichhaltigen Früchte- und Dessertbuffet war hier alles geboten, was das Herz begehrt! Dementsprechend schlugen wir natürlich zu und rollten schlussendlich ziemlich rund und glücklich nach Hause.

Samstag Morgen, 4:15 Uhr! Der Wecker klingelt. Ich machte mich auf, die letzten Rennvorbereitungen zu treffen, meine Gels in die Flaschen zu füllen und den After-Race-Beutel zu packen. Frühstück gab es so früh in unserer Unterkunft noch keines, doch wir durften uns noch am Vortag einiges bereit stellen, und Tee konnte man sich sowieso jederzeit kochen. Um halb 6 machten wir uns dann auf den Weg nach La Santa.

Tiefe Dunkelheit und Ruhe noch überall. Wieder keine Lautsprecherdurchsagen, keine Musik im gesamten Areal – alles ging sehr entspannt und ruhig seinen Lauf. Ich checkte ein letztes Mal mein Rad in der Wechselzone, brachte meine Flaschen an und kontrollierte meine Wechselbeutel. Da die Wege recht kurz waren, hatte ich meine Vorbereitungen schon kurz nach 6 Uhr erledigt, doch der Start war ja erst um 07:35 Uhr… Also setzten wir uns nochmal ins Auto, wo ich aber auch nicht bleiben wollte, denn langsam machte sich die Nervosität schon etwas bemerkbar. Wir spazierten also – immer noch bei kompletter Dunkelheit – in Richtung Schwimmstart, und ich begann langsam mit meinen Startvorbereitungen….

07:30 Uhr Start der Profi Herren, 07:31 Uhr Start der Profi Damen, 07:34 Uhr Massenstart der Agegroup-Herren, 07:35 Uhr – ich war endlich an der Reihe!!! War das genial! Endlich wieder mal ein Massenstart! Relativ schnell kam ich in einen guten Rhythmus und kraulte los in ein Rennen, auf das ich mich schon sooo lange gefreut hatte! Was dieser Tag wohl noch alles bringen wird? Ich war voller Vorfreude!

Schnell war ich auf die ersten Männer aufgeschwommen, die ja nur eine Minute vor uns gestartet waren, und hatte somit eigentlich die ganze Schwimmstrecke immer ziemlich viel „Verkehr“ um mich herum. Doch ich ließ mich davon nicht beirren und erreichte Boje um Boje. Wie im Flug verging so die erste Teildisziplin, und ich konnte schlußendlich nach 35:50 Minuten das Schwimmen hinter mich bringen (der Ironman-Tracker hatte leider ein Problem und summierte meine Schwimmzeit mit der Zeit von T1, weshalb hier als Wechselzeit nur 1 Sekunde angegeben war…). Im Nachhinein erfuhr ich, daß ich damit tatsächlich die drittschnellste Schwimmzeit in meiner Altersklasse erreichen konnte! Was für ein Start!

Doch ab jetzt hieß es: drücken! Volle Kraft hinauf nach Soo und Tiagua, Los Dolores und schließlich Uga! Gefühlt gab es kaum einen Abschnitt, auf dem es nur geradeaus ging, denn entweder traten wir bergauf oder gaben Gas bergab. Ich bemühte mich, nichts her zu schenken und wollte mir nach dem Rennen auch partout nichts vorwerfen können, was mich auf der ersten Runde wahrscheinlich dazu verleitet hatte, etwas zu schnell zu fahren. Doch probieren mußte ich es… So war die zweite, etwas kürzere Runde dann ziemlich hart, vor allem, da auch die Temperaturen zu nahmen. Auf den Ladestationen gab es leider nur warmes Wasser zum Kühlen, und auch der Aerohelm hat nicht unbedingt dazu beigetragen, mich gut zu belüften. Daher kam ich mit ziemlich „dickem“ Kopf, aber trotzdem recht zufrieden mit meinem Rad-Split, wieder in der Wechselzone an.

Jetzt hieß es also, „nur noch nach Hause laufen“! Doch das stellte sich schwerer heraus, als erwartet… Wir mußten 3 Runden a 7 km laufen, wobei insgesamt 120 Höhenmeter zu bewältigen waren: vom Club La Santa hinaus in eine Senke, hinauf zum Fischerdorf, über eine Sandpiste zum Wendepunkt am Meer und alles wieder zurück. In der ersten Runde hieß es für mich erst mal, meinen Kopf zu kühlen. Und so schnappte ich mir jeden Schwamm und Wasserbecher, den ich kriegen konnte und befreite mich so erfolgreich von meinem „Druckkochtopf“ im Hirn. Die zweite Runde ging schon leichter von der Hand, da ich mir auch dauernd vorsagen konnte, „nur noch einmal, dann ist es geschafft“! Und auf der letzten Schleife war das Motto dann sowieso nur noch „all out“! Mit breitem Grinsen erklomm ich zum letzten Mal die Anhöhe beim Fischerdorf und rief mir selber zu: running home – yeah! Da die schnellen Läufer ja alle bereits im Ziel waren, kam ich mir selbst nun auch super schnell vor, denn um mich herum gingen bereits viele Schritt oder hatten zumindest arge Probleme, halbwegs auf Tempo zu bleiben. Und da ich während des Laufs vermieden hatte, auf die Uhr zu blicken, kam die Ernüchterung dann ziemlich schnell nach der Ziellinie! 2:12 Stunden für den Halbmarathon war definitiv nicht das, was ich mir vorgenommen hatte. Doch so schnell wie dieser Schock kam, war er auch schon wieder weg! Denn ich hatte mir nichts vor zu werfen. Ich hatte an diesem Tag alles gegeben, da war ich mir sicher, und mehr war einfach nicht möglich. Gott-sei-Dank ging sich eine Zeit unter 6 Stunden – auch trotz dieses „schwachen“ Halbmarathons – noch aus, und in meiner Altersklasse wurde es immerhin ein 7. Platz (von 17 Starterinnen).

Auch wenn ich mir wohl etwas mehr erwartet und vielleicht mit einer Zeit um die 5:30 Stunden spekuliert hätte, so war auch dieses Rennen wieder ein sehr lehrreiches für mich! Gerade bei Mittel- und Langdistanzen sagen Zeiten einfach sehr wenig aus, und vergleichen kann man sie sowieso nie. Wind und Wellen, Höhenmeter und Temperaturen, Witterung und Streckenbeschaffenheit bieten so viele unterschiedliche Einflussmöglichkeiten, daß nicht einmal das selbe Rennen von einem Jahr auf das andere vergleichbar wäre. Ich bleibe daher meinem Motto treu, genieße jeden einzelnen Bewerb aufs neue und lasse mich einfach überraschen, was der Renntag an Herausforderungen für mich bereit hält!

In diesem Sinne freue ich mich schon jetzt auf die nächsten Reisen, auch wenn ich noch gar nicht weiß, wohin sie mich nächstes Jahr führen werden! Ich danke euch jedenfalls für die vielen zahlreichen good vibes, die ich vor und während des Rennens per Facebook, WhatsApp und in Gedanken spüren durfte und kann euch versichern, sie haben mir Flügel verliehen (auch wenn das vielleicht in der Gesamtzeit nicht sichtbar war 🙂 )!

Also dann, habt eine schöne Off-Season und bis bald, Eure

Angelika.

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