Winterfreuden…

8. Februar 2019

Der Winter ist nicht nur die Jahreszeit für solides Grundlagentraining, sondern bietet auch die Gelegenheit, Alternativtraining zu genießen bzw. einmal andere Sportarten auszuprobieren. Das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen und meldete mich gleich bei 2 Events an, die in den letzten Wochen statt fanden:

Noch vor Weihnachten veranstaltete Red Bull einen neuen Bewerb an der Heini-Klopfer-Schanze in Oberstdorf: das Red Bull All-In, ein Bewerb, der zu den sogenannten OCRs (Obstacle Courses Races) zählt. Ziel war es, bei -13°C kalten Temperaturen einen 2,5 Kilometer langen Parcours im Schnee mit 15 mehr oder weniger schweren Hindernissen zu bewältigen.

Klingt einfach? War es aber definitiv nicht….! Denn es gab Hindernisse, die mit nur einem Versuch bewältigt werden mussten (andernfalls drohte eine „Strafrunde“), oder solche, für die man beliebig viele Versuche hatte, aber schaffen MUSSTE. Das schwerste aber war das letzte Hindernis, genannt „All In or Nothing“, ein 36m langes Hangel-Hindernis nach Vorbild der Fernsehshow Ninja Warriors, für das man nur 3 Versuche hatte. Wer dieses abschließende Hindernis nicht schaffte, durfte zwar zwecks Zeitnehmung ins Ziel laufen, wurde aber erst hinter den „echten“ Finishern gewertet.

Aber der Reihe nach! Ich machte mich also an jenem Samstag ganz alleine von Salzburg auf nach Oberstdorf, wo mich schon eine große Abordnung der Bregenzer Triganten in ihrer Mitte aufnahm. Während einzelne Burschen bereits auf der Strecke waren, nahmen wir Mädels erst einmal unsere Startunterlagen und Raceshirts in Empfang und machten uns Gedanken, wie wir uns bei -13°C wohl am besten adjustierten bzw. uns für die Flussquerung wappneten. Gerade rechtzeitig konnte ich dann auch schon den Start meines Bruders beobachten, der in einer der mittleren Wellen von jeweils 50 Teilnehmern nun an der Reihe war! Vom Start im Auslauf der Schanze ging es bergab durch den Schnee auf eine Holz-Wall zu, die man überklettern musste. Dann warteten schon die ersten gröberen Hindernisse, nämlich Betonstufen des Zuschauerbereichs, die nach oben hin immer höher wurden und über die ich mich später nur mühsamst hoch rollte. Von dort hinunter zum Fluss, eine kurze Querung durch das knietiefe Wasser und das Ufer entlang bis zu einer Böschung, die man unter Zuhilfenahme von Seilen wieder hochklettern musste.

Durchatmen… Mein Bruder war sicher und schnell unterwegs, und so machte ich mich wieder auf ins Wechselzelt, um meine warme Kleidung los zu werden und mich selber für meinen Start fertig zu machen. Mein größtes Problem war die große Kälte, die meine Finger und Zehen fest im Griff hatte. Hoffentlich würde sich das im Laufe des Rennens noch bessern…

Startschuss! Los ging’s! Auch ich kam erstaunlich gut über die ersten Hindernisse und durch’s eiskalte Wasser, das in den Schuhen aber schnell warm wurde und als Hindernis weniger schlimm war, als zuerst befürchtet. Wieder oben angekommen war als nächstes ein Geschicklichkeitsspiel an der Reihe gefolgt von einem Albtraum-Hindernis, genannt Triple Threat. Hier mussten wir 2 50kg-Säcke von A nach B tragen, dort links und rechts an ein Joch hängen, das Joch dann schultern und von B nach C tragen.

Puh – ich kann euch sagen, ich habe definitiv noch nie 100kg geschultert, schon gar nicht an Eisenketten baumelnd, was mir bei jedem Pendler fast die Füße unter den Schultern weg gerissen hätte. Mit größter Konzentration und Anspannung im Rumpf, um keine Verletzung zu riskieren, schleppte ich mich Schritt für Schritt ans Ende der Strecke. Geschafft! Beim nächsten Hindernis, einer Hangel-Strecke, rutschte ich gleich kraftlos ab und musste somit in die erste Strafrunde. Doch die genoss ich dafür umso mehr. Denn da fanden sich fast alle Mädels meines Heats wieder, und im Laufen war ich ja gar nicht so schlecht! 😉

So – jetzt stand der Aufstieg zum Schanzentisch an – die endless stairs! Doch auch dieses Hindernis lag mir gut, und ich konnte wieder Boden gut machen. Direkt auf den Schanzentisch gelangten wir dann über ein Netz, das wir hochklettern mussten!

Ein weiteres Hangel-Hindernis versuchte ich erst gar nicht, und begab mich sofort in die Strafrunde, denn daß ich das nicht schaffen werde, war mir sowieso klar. Über eine Merkspiel-Station und einen steilen und eisigen Waldpfad gelangten wir dann zurück zum Auslauf, wo die Bavarian Totems wie Maibäume auf uns warteten. Da ich die oben angebrachte Glocke im ersten Versuch nicht erwischte, zog ich einfach meinen Handschuh aus, konnte so meinen Arm verlängern und die Glocke anschlagen!

Dann kam noch eine weitere extreme Trage-Station, bei der Baumstämme, schwere Steinblöcke und Holzabschnitte in richtiger Reihenfolge aufgereiht und dann auch wieder zurück geschleppt werden mussten. Auch hier verlor ich wieder wertvolle Zeit, da diese Schlepp- und Trage-Geschichten einfach nicht mein Ding zu sein scheinen. Ich bin halt doch der Ausdauer- und nicht der Kraft-Typ…! 🙂

So – jetzt noch einmal über eine Holzwand, und dann stand es da: das All-In-Or-Nothing! Mit großem Selbstvertrauen ging ich das letzte und schwerste Hindernis an und glaubte, super schlau zu sein, da ich meinen Fuss überkopf in einer Schlaufe einfädelte und mit meinen Händen so besser weiterhangeln konnte. Doch blöderweise kam ich danach nicht mehr aus der Schlaufe heraus… 1. Versuch vorbei…!

Mein Bruder schon im mittleren Teil des All-In-Or-Nothing!

Ok – dann halt im 2. Versuch! Ich kam schon etwas weiter und hörte am Ende des 1. Abschnitts (von 3) das Bravo eines Judges. Ich bin daraufhin aus den Ringen auf den Boden gestiegen und wollte durchschnaufen, doch ich hätte dafür auf eine Plattform treten müssen. 2. Versuch vorbei…! Manno…!!!

So – und im 3. Versuch hatte ich dann einfach keine Power mehr… Aus – vorbei! Jetzt halt so ins Ziel laufen und hoffen, daß ich bei den DNFs ganz vorne bin…! 🙂 Und tatsächlich – ich hätte mich für die 2. Runde qualifiziert!

Während des Rennens hatte ich meine kalten Finger und Füsse mit der Zeit gar nicht gespürt bzw. waren sie wirklich warm geworden. Als ich dann aber ins Ziel kam und mich nicht mehr bewegte, kroch die Kälte zurück in die Glieder. Ich zog mich gleich um, doch meine Füsse wurden so blitzartig kalt, daß ich nicht mal mehr in meine frischen Socken schlüpfen konnte. Erst nach langem Massieren mit meiner Primaloft-Hose kam das Gefühl langsam zurück. Und dadurch war für mich dann ganz klar, daß eine 2. Runde keinen Sinn machen würde. Außerdem waren die ungewohnten Belastungen doch relativ hoch, und ich wollte keine Verletzung riskieren, die mich dann länger außer Gefecht setzen könnte. Auch mein Bruder, der übrigens als einziger unserer gesamten Truppe das All-In-Or-Nothing-Hindernis schaffte und sich somit souverän für die 2. Runde qualifiziert hätte, entschied sich für einen Ausstieg und das Schonen seines Körpers! Aber trotzdem war das Rennen ein riesen Erlebnis mit tollen Freunden und für mich auch wieder ein Punkt, den ich auf meiner Bucket-List abhaken kann: ein OCR ist super lustig, aber wird wohl eine einmalige Erfahrung bleiben!

Passend zum Thema Sport mit Freunden fand dann im Jänner auch noch das Soul-of-the-mountains-Skitourenrennen von Maloja statt, und zwar (nach der Premiere letztes Jahr am Rossfeld) dieses Jahr in Ehrwald am Fusse der Zugspitze!

Aufgrund der langen Anreise beschlossen wir daher, ein kleines, aber feines Wellness-Geburtstags-Wochenende daraus zu machen, und quartierten uns mit unseren beiden „alt bewährten“ Teammitgliedern im MyTirol im benachbarten Ort Biberwier ein.

Am Samstag war es dann soweit: bei kalten -8°C, aber überraschend schönem Wetter machten wir uns auf zur Talstation der Wettersteinbahn, um dort unsere Startunterlagen und die – wie immer – tollen Starter-Bags in Empfang zu nehmen. Leider war allerdings die Parkplatz-Situation vor Ort ziemlich chaotisch (bzw. gar nicht) geregelt, weshalb wir uns an einer sehr breiten Stelle der Zufahrt in den Schnee parkten. Da natürlich auch alle nach uns kommenden Fahrzeuge nicht wussten, wo sie parken sollten, war bald die ganze Straße (auch an engeren Stellen) zugeparkt. Die Überraschung später am Abend, als wir alle ein Strafmandat in der Windschutzscheibe picken hatten, war dann doch groß…

Am Morgen in der Früh machten wir uns darüber allerdings noch keine Gedanken, sondern wanderten froh gestimmt zur Liftstation. Den Rennmodus kannten wir ja noch vom letzten Jahr: das Team von mindestens 4 Personen (davon zumindest 1 Frau) hatte die Strecke schnellstmöglich zu bewältigen, wobei die Zeit erst genommen wird, wenn auch der 4. Teilnehmer die Ziellinie überquert hatte. Hilfsmittel wie Seile oder Leinen waren zwar erlaubt, wollten wir aber keine verwenden.

Neben der Änderung der Location gab es heuer aber doch 2 weitere Veränderungen, die uns aufgefallen sind: heuer schien es mir, als wäre ich eine der wenigeren, die im Race-Anzug am Start standen (weshalb ich den Rucksack nicht abgab, sondern mitschleppte, um nicht so kalt zu haben)! Es gab heuer also eine viel breitere Masse an Hobby-Athleten im Vergleich zu den vielen Renn-Erfahrenen vom letzten Jahr am Rossfeld! Und darüber hinaus gab es heuer auch einen Streckenteil bergab, an dem abgefellt werden musste, bevor es dann tatsächlich zum höchsten Punkt wieder hoch ging. Auch eine sehr lustige Neuerung, die für spannende Abwechslung sorgte!

Alles in allem war es zwar ganz anders als im ersten Jahr im Berchtesgadner Land (auch von der Stimmung her, die dieses Jahr doch eher von den Sponsoren geprägt war als von Maloja selbst), aber wir hatten wieder einen tollen Tag, gemeinsam mit vielen Gleichgesinnten!

Ich möchte mich daher noch einmal bei unseren lieben Team-Members (the one and only Winkler’s) bedanken, die sich auch heuer wieder die Zeit genommen und gleich ein ganzes Wochenende für unsere Idee und meinen Spleen investiert hatten! Es hat riesig Spaß gemacht mit euch, und wir hatten richtig zu tun, euch heuer beim Rennen nicht aus den Augen zu verlieren! Hoffentlich bis bald wieder mal, bei der einen oder anderen Action im Schnee oder am Bike,

eure Angelika.

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