Transvorarlberg – Saisonfinale
18. September 2015Es ist zwar schon ein paar Tage aus, mein Saisonfinale beim Transvorarlberg, aber den Bericht darüber bin ich euch natürlich noch schuldig! Nun, nach 10 Tagen der Regeneration und Erholung bin ich wieder fit, euch ausführlich darüber zu berichten! 🙂
Mir war ja durch diverse Berichte meiner Familie bzw. durch meinen eigenen Start 2013 als Staffelläuferin schon bekannt, was mich beim Transvorarlberg so alles erwarten kann, doch wie es sich tatsächlich anfühlen wird, diese Mitteldistanz alleine und in voller Länge zu bezwingen, das konnte ich mir noch nicht ganz vorstellen.
Pünktlich zum Start des Rennens zog jedenfalls das schöne Wetter – wie jedes Jahr – von dannen und wich einer Kaltfront, die Regen bringen sollte und uns das schon traditionelle „Trans-Wetter“ bescherte. Und so war mein größtes Problem am Abend vor dem Rennen, was ich wohl alles einpacken sollte, um die kalten Temperaturen so gut wie möglich zu überstehen. Ich entschied mich dann schlussendlich dazu, nach dem Schwimmen vollkommen trockene Sachen anzuziehen, um so möglichst viel Energie zu sparen, die ich vielleicht später noch brauchen sollte. Auch in meinen Lauf-Wechsel-Sack packte ich trockene Socken und eine warme Haube, denn: man weiß ja nie…
05.09.2015, 07:30 Uhr: nachdem ich in der Wechselzone noch mein Bike gecheckt und die Transition-Beutel abgegeben hatte, fand ich mich langsam – gemeinsam mit hunderten anderen aufgeregten Athleten – beim Schwimmstart im Bregenzer Strandbad ein. Die Temperaturen waren kühl, weshalb jeder gerne in seinen Neo schlüpfte und umso überraschter war, als es zum Einschwimmen ins Wasser ging. Denn der Bodensee hatte warme 21°C und fühlte sich im Vergleich zur kalten Luft an wie eine Badewanne! Und so genoss ich die ersten Züge und fühlte mich gleich pudelwohl im Wasser. Noch dazu war mein Bruder mit Familie gekommen, um mich anzufeuern, was mich gleich zusätzlich anspornte.
Um 08:00 Uhr fiel dann endlich der Startschuss und ich machte mich auf die lange Reise quer durch Vorarlberg, vom Bodensee bis zum Arlberg nach Lech hinauf. In 2 großen Wellen machten sich zuerst die Einzelstarter, dann die Staffelschwimmer auf die 1.200m lange Strecke vom Strandbad Bregenz in einer großen Runde um 2 Bojen herum wieder zurück zum Schwimmausstieg bei der Festspielbühne. Hunderte Zuseher feuerten uns dabei an, und als ich nach knapp 24 Minuten aus dem Wasser kam, hörte ich sogar meinen Trainer Dani hinter mir her rufen!
Ich schnappte mir – höchst zufrieden mit Teil 1 der Prüfung – meinen Wechselbeutel und lief den langen Weg vorbei an der Turandot-Bühne ins Wechselzelt, wo ich mich plangemäß umzog und komplett neu einkleidete. Es stellte sich zwar heraus, daß ein Kleidungswechsel mit nasser Haut nicht sooo einfach ist, aber schlussendlich hat alles mehr oder weniger schnell geklappt, die Überschuhe und die Regenjacke waren an und so lief ich zu meinem Bike, das mich schon sehnsüchtigst erwartete. Bereits nach kurzer Fahrzeit war ich überzeugt davon, dass sich die Zeit-Investition für’s Umziehen gelohnt hatte, denn auch das Stirnband unterm Helm und die winddichten Handschuhe wollte ich nicht mehr missen. Genüsslich ging es nun durch den schönen Vorderwald nach Egg, wo sich das Feld schon ziemlich auseinander gezogen hatte. Ich sah nur mehr wenige Athleten vor oder hinter mir und fragte mich langsam, ob ich wohl schon ganz ans hintere Ende des Klassements gerutscht war…?! Doch lange konnte ich nicht überlegen, da kamen mir schon die ersten Attraktionen auf der Bike-Strecke entgegen: nämlich 3 Gruppen von Älplern, die hoch geschmückt ihre Kuh-Herden wieder hinunter ins Tal brachten. Eine Herde war dabei so groß, daß ich sogar kurz absteigen mußte, um an den am Straßenrand stehenden Autos vorbei zu kommen…! 🙂
Danach erreichte ich auch schon Schnepfau, jenen Ort, an dem ich in meiner Kindheit jede Ferienminute verbrachte, und der mich nun unfreundlicherweise mit Regen empfing. Geärgert habe ich mich aber trotzdem nicht, denn ich war einfach nur dankbar, daß das Wetter zumindest bis hierher durchgehalten hatte. Außerdem stand jetzt ja noch die schwierigste Aufgabe, der Hochtannbergpass, vor mir, und da hatte ich sowieso keine Zeit mehr, mich auf das Wetter zu konzentrieren. Voll fokussiert machte ich mich in die ersten Steigungen nach Schoppernau und freute mich riesig, als ich plötzlich noch einmal die Stimme meines Trainers vernahm, der nach meinem Befinden fragte und mich ordentlich anfeuerte. Auch wenn ich vor ein paar Minuten noch das Gefühl hatte, fast alleine unterwegs zu sein, konnte ich jetzt am Berg immer mehr Biker einholen und doch noch einige Athleten hinter mir lassen. Ich kämpfte mich zuerst bis nach Schröcken durch, dann über die tolle Panoramakurve bis nach Nesslegg und schlussendlich die letzten Kehren bis zum Salober-Parkplatz am Hochtannberg. Wow – das war ein tolles Gefühl! Und jetzt geht’s nur noch bergab bis nach Lech! Doch gleichzeitig spürte ich auch meine völlig durchnässten Handschuhe, die sich immer kälter und schwerer um meine Finger klebten, und mußte aufpassen, nicht zu sehr auszukühlen! Am Pass hatte es ja gerade einmal 3°C!
Wie eine wilde pedalierte ich daher bergab, um mich weiter warm zu halten, doch irgendwann half alles nichts mehr. Ich konnte kaum mehr bremsen aufgrund der klammen Finger und hatte auch kein Gefühl mehr in den Zehen. Gott-sei-Dank war Lech bald zu sehen, wo wir in die Zielgerade abbogen und vor der Wechselzone absteigen mussten. Erstaunlicherweise ging das ganz gut, doch als ich mich dann im Wechselzelt hinsetzte und meine Schuhe samt Überziehern ausziehen wollte, ging plötzlich gar nichts mehr. Für ein paar Sekunden beutelte es meinen Körper so durch, daß ich keinen Reißverschluss mehr greifen konnte und mich erst wieder fing, als ich ein paar Sekunden unter einer Wärme-Folie ausharren durfte. Mit Haube, den selben – leider immer noch völlig durchnässten – Handschuhen, aber erstaunlich fitter Beinmuskulatur machte ich mich so nach einer gefühlten Ewigkeit auf die Laufstrecke. Gleich am Start gab es noch etwas heiße Suppe und Tee, bevor es die erste Steigung des Trail-Laufs den Berg hinauf ging! Doch auch hier hatte ich tolle Unterstützung: Clemens wartete bereits mit Fotoapparat bewaffnet und pushte mich richtig den Hügel hinauf! Mit neuem Schwung ging es durch den Ort hindurch, bis die Strecke dann auf einen wunderschönen Wanderpfad abbog und in ein Tal hinein führte. Nach ca. 3km kam ich zu einer Wende, die als Labestation ausgestattet war und wo ich von Freund Hannes mit warmem Tee und wiederum einer Extraportion Anfeuerung versorgt wurde. Auf und ab führte dieser tolle Wald- und Wiesenpfad wieder zurück nach Lech, wo wir dann noch eine zweite Runde zu absolvieren hatten.
Normalerweise fallen mir solche Läufe mit mehreren Runden eher schwer, doch diesmal hatte ich richtig „Bock“ auf die zweite Runde und freute mich auf jede einzelne Stelle auf der Strecke: Clemens oben am ersten Hügel, die vielen Zuschauer in Lech, den Einstieg in den Trail, die Wende mit Hannes, den schönen Waldweg und natürlich vor allem die Bergab-Passage wieder zurück nach Lech! Zieleinlauf! Yeah – jetzt hatte ich es geschafft! Clemens stand mit Isabella und Mike, die extra dafür nach Lech gekommen waren, im Zielkanal und feuerte mich nochmal an, während ich mit einem lauten Juchzer bei ihnen abklatschte und dann nach 6:27:28 Stunden (und über 2.000 Höhenmetern!) die Ziellinie überquerte!
Was für ein Tag! Plötzlich merkte ich auch nicht mehr, wie kalt mir gewesen war! Ich war nur noch in Hochstimmung! Denn der Transvorarlberg war für mich nicht nur mein Saisonfinale, sondern gleichzeitig auch der letzte Bewerb der AlpenAss-Serie, zu der auch der Schliersee-, der Chiemsee- und der Trumer Triathlon gehört hatten. Und auf diese Siegerehrung freute ich mich besonders, denn nach meiner Rechnung dürfte ich wohl den dritten Platz erreicht haben (zumindest, was meine Auswertung jetzt im Nachhinein ergeben hätte). Doch leider wurden meine Erwartungen etwas enttäuscht, denn es kam zu keiner „echten“ Siegerehrung. Die Veranstalter holten einfach alle, die beim AlpenAss teilgenommen hatten, auf die Bühne und überreichten jedem einen Finisher-Pullover und einen Gutschein für einen Berglauf-Startplatz. Wahrscheinlich wäre eine Auswertung aufgrund der unterschiedlichen Rennen und Distanz-Varianten wohl zu schwierig gewesen… Auch wenn ich nächstes Jahr beim AlpenAss nun nicht mehr teilnehme, war es trotzdem schön, diese 4 vollkommen unterschiedlichen Bewerbe kennengelernt zu haben und mich nun AlpenAss-Hero nennen zu dürfen. 🙂
Jetzt ist es aber erst mal an der Zeit, danke zu sagen! Danke an meinen treusten und voll mitfiebernden Fan Clemens, der schon das ganz Jahr über meine Trainings-Eskapaden ertragen mußte und auch all die tollen Fotos schießt, die ich euch von den Rennen immer zur Verfügung stellen kann! Danke natürlich auch meinen Trainer Dani Niederreiter, der mir jede Woche meinen Trainingsplan geschrieben hat und mich nächstes Jahr hoffentlich bis zur EM begleiten wird! Danke an meine Familie, die mich erst zum Triathlon gebracht und dann auch (wann immer möglich) als Fans unterstützt! Und danke an euch, die ihr euch das alles durchlest, kommentiert und mich das ganze Jahr über motiviert! Nicht zuletzt bin ich natürlich auch meinem Körper unglaublich dankbar, der mich verletzungsfrei durch die Saison brachte, alle „Spinnereien“ gut wegstecken konnte und schon wieder bereit für neue Taten scheint…!
Aber jetzt erst mal eine kleine Pause! Mal sehen, welche Projekte für nächstes Jahr am Plan stehen und welche Ziele wir verfolgen werden! Ich werde euch jedenfalls rechtzeitig informieren!
So then – see you on the outside!