Back in Race-Mode beim Backwaterman…!

6. Juli 2020

Eeeendlich! Ich konnte es schon kaum mehr erwarten, bis nach dem langen Corona-Shutdown endlich wieder ein Rennen stattfinden darf! Und die ersten, die dafür ein tolles Konzept vorgelegt hatten, waren die Organisatoren des Backwaterman am Ottensteiner Stausee!

Es handelt sich dabei zwar nicht um einen Triathlon, sondern vielmehr um ein Multisport-Wochenende im wunderschönen Waldviertel, an dem am Samstag reine Schwimmbewerbe und am Sonntag sogenannte Swimruns über die Bühne gehen, aber Abwechslung kann ja nie schaden, oder?! Ich wollte eigentlich eh schon letztes Jahr bei der Erstaustragung dieses Swimruns starten, hatte aber aufgrund meines Rennkalenders leider keine Zeit dafür. Umso besser also, daß es sich heuer anbot!

Normalerweise sind Swimrun-Bewerbe ja nur mit Partner möglich (ich habe darüber schon mal hier berichtet), allerdings bieten die Organisatoren des Backwaterman sowohl für die Sprint-, als auch für die Halbmarathon-Distanz die Möglichkeit an, solo zu starten! So warf ich also meinen Anfangsplan, bei der Marathon-Distanz zu starten, wegen wieder mal fehlendem Partner über Bord und meldete mich glücklich für den Halbmarathon als Solo an!

Da es sich hierbei um meinen erst zweiten Swimrun handelte und mein allererster im Allgäu schon eine Zeit zurück liegt (siehe Bericht von 2017), wollte ich die Abläufe nochmal perfektionieren und ging in den vergangenen Wochen (meist in der Früh) an den Holzöstersee, um zu üben. Die meisten Spaziergänger waren sehr überrascht und blickten mir erstaunt nach, als sie mich mit Neopren vorbei joggen sahen, und erst recht, als ich dann auch noch mit Schuhen ins Wasser sprang…

Dieses Bild war dann beim Backwaterman aber gar nicht anzutreffen, denn die Luft- und Wassertemperaturen waren viel zu warm, um den Neo zu verwenden. Den einzigen etwas merkwürdigen und vom üblichen Erscheinungsbild abweichenden Anblick boten wohl einzelne Läufer, die mit Badekappe und Schwimmbrille am Kopf auf den Laufstrecken unterwegs waren…

Wir fuhren also am Sonntag Früh um 5:30 Uhr los in Richtung Zwettl und Ottensteiner Stausee, um dann ab halb 9 Uhr im Innenhof des Schlosses mein Startpaket in Empfang zu nehmen. Es bestand aus einem Startnummern-Shirt, Badekappe und einem Beutel mit kleinen Startgeschenken. Da ja nur 116 Teams bzw. Solos am Start waren, verlief der Anmeldevorgang reibungslos und mit genügend Abstand. Das Race-Briefing hatte auch nur online stattgefunden, und wir wurden informiert, daß das Startprozedere als Rolling-Start mit 10 Sekunden-Abgangszeiten durchgeführt werden würde. Somit konnten also alle Corona-Vorgaben optimal umgesetzt werden.

Lange blieb mir nun nicht mehr Zeit bis zur Startaufstellung! Ich machte mich also noch etwas warm und versuchte, mich in Rennmodus zu bringen. Irgendwie war das gar nicht so leicht! Die Location war so unglaublich schön, die Mitstreiter alle so entspannt, und ich selbst hatte ja auch keine wirkliche Benchmark oder Zeit im Kopf, die es zu schlagen gab. So machte ich mich also kurz nach 10 Uhr auf die 25km lange Strecke und ließ einfach auf mich zukommen, was mich so alles erwarten würde…

Wir liefen los durch den wunderschönen Schlosspark, querfeldein, immer suchend, wo die nächste Markierung hing, dann eine Straße hinauf und schließlich wieder hinunter zum See. Fast war ich ein bißchen zu langsam, bis ich meine Badekappe und die Brille aufgesetzt hatte, die Paddles an den Fingern und den Pullboy zwischen den Schenkeln – schon war ich das erste Mal im Wasser. Da ich die Strecke ja nicht kannte, hoffte ich, immer genügend Personen vor mir zu haben, um mich orientieren zu können, wo denn der Schwimmausstieg genau sein würde. Am Anfang war das auch problemlos möglich – ich schwamm einfach der Masse nach. Doch es dauerte nicht sehr lange, zog sich das Feld immer weiter auseinander. Die langsameren Personen hatte man bald eingeholt, die stärkeren waren aber gleichermaßen schnell außer Sichtweite. Schon beim dritten Schwimmen ließ ich mir vorher sicherheitshalber den genauen Ausstiegspunkt von einem Streckenposten auf einer Karte zeigen, um mich nicht zu „verschwimmen“. Der Ottensteiner Stausee hat ja doch ziemlich viele Buchten und sogar sowas wie kleine Fjorde, von denen man besser den richtigen traf…!

Auch beim Laufen musste ich mit der Zeit aufmerksamer werden, denn nur den anderen nachlaufen war bald nicht mehr möglich. Es gab immer wieder Stellen, wo länger keine Markierungen mehr waren und ich Passanten fragen musste, ob da schon Läufer vorbei gekommen waren! Tatsächlich verlaufen hatte ich mich allerdings nur einmal, als wir nach einem Schwimmausstieg die Böschung hoch klettern mussten und die Anweisung erhielten, oben am Hügel beim Strommasten links zu laufen. Gemeinsam mit einem tschechischen Paar lief ich einen kleinen ausgetretenen Pfad hoch, der aber zum falschen Strommasten führte und uns plötzlich in Dornengestrüpp wiederfinden ließ.

Insgesamt hieß es, 10x den Lauf für eine kürzere oder längere Schwimmstrecke bzw. eine tolle Abkühlung zu unterbrechen, was den Halbmarathon als sehr kurzweilig erscheinen ließ. Die traumhafte Landschaft und die wunderbare Streckenführung durch Burgruinen und am Seeufer entlang trugen ihr übriges dazu bei! Und als mir ein Streckenposten zurief: „Letztes Schwimmen – dann nur noch ins Ziel!“, war mir fast ein bisschen zumute wie „was – jetzt schon?!“!

Nach 4:11:26 Stunden drückte ich schlussendlich auf den Stop-Knopf meiner Garmin und war ganz verwundert, daß ich doch so lange gebraucht hatte. Angefühlt hatte es sich eher nach 2:30 Stunden! :-)) Da aber schon 1:48 Stunde für das Schwimmen drauf gingen und ich auch noch kein so versierter Trailläufer bin, war ich dann doch voll happy, zumindest als 2. Frau ins Ziel gekommen zu sein! Die 4-Stunden-Marke muss dann halt einfach nächstes Jahr fallen…!

Was mir aber noch sehr am Herzen liegt, ist euch zu ermutigen, diesen coolen Sport des Swimruns unbedingt mal auszuprobieren! Auch wer keine Ausrüstung dafür hat, Swimrun-Neos und Equipement können meist bei jedem Bewerb ausgeliehen werden! Und das Naturerlebnis ist einfach ein ganz besonderes! Speziell hier, beim Backwaterman im Waldviertel, kommt ihr voll auf eure Kosten! Ich würde sogar soweit gehen, zu sagen: was die Challenge Wanaka für Triathleten, könnte für mich jedenfalls der Backwaterman im Swimrun sein: ein fantastisch organisiertes Event in einer traumhaften Umgebung!

Bis spätestens 2021,

eure Angelika.

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